Ein historischer Rückblick

Von der Klosterschule 1276 bis zum modernen Gymnasium des 21. Jahrhunderts.

Die Klosterschule

Die Wurzeln der Schule reichen bis ins Jahr 1276, dem Gründungsjahr des Franziskaner-Klosters, zurück. Bürgertöchter wurden von den Klosterschwestern im Lesen, Schreiben und Rechnen, aber auch im Nähen und Stricken unterrichtet. Dies war bis zur Säkularisation 1803 so, als alle Klöster enteignet wurden und staatlicher Besitz wurden. 1829 erlaubte König Ludwig I. jedoch das Weiterbestehen des Klosters unter der Bedingung, dass sich die Frauen um die Erziehung der Mädchen kümmerten. So wurde 1882 von der Regierung eine höhere Töchterschule im Kloster Gnadenthal genehmigt. Pflichtfächer waren unter anderem: Religion, Deutsche Sprache, Geographie, Geschichte, Schönschrift, Gesang und Turnen.

 

Auch die Fremdsprachen Englisch und Französisch und die Fächer Mathematik, Physik und Chemie wurden unterrichtet. Das Mädchenlyzeum wurde 1938 von der Stadt übernommen und in eine „achtklassige Oberschule für Mädchen” umgewandelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schule wieder Eigentum des Kloster Gnadenthal. Doch 1965 wurde das Kloster aufgrund des herrschenden Lehrermangels gezwungen, die Schule dem Staat zu übergeben und nur noch das musische Gymnasium zu betreiben. Hier beginnt nun die eigentliche Geschichte des Katharinen-Gymnasiums.

Das Katharinen-Gymnasium

Nachdem ein Teil der Schule vom Staat übernommen wurde, unterrichteten seit Beginn des Schuljahrs 1965/66 ein Teil der Lehrkräfte des klösterlichen Gymnasiums am Katharinen-Gymnasium unter der Leitung des Direktors Heinz Friedberger. OStRin Helga Seifert war seine Stellvertreterin. Sie hatte die schwierige Aufgabe den neuen sozialwissenschaftlichen Zweig für Mädchen zu organisieren. Zunächst blieb das Katharinen-Gymnasium eines von sechs staatlichen Mädchen-Gymnasien in Bayern. Hier liegt auch die Begründung für den Namen der Schule: Die vom Kloster Gnadenthal begründete und viele Jahrhunderte erfolgreich gestaltete Tradition der Mädchenerziehung sollte fortgesetzt werden. Als Patronin wählte man die Hl. Katharina von Alexandria, die als Schutzpatronin der Schulen, der philosophischen Fakultäten, der Näherinnen und Schneiderinnen gilt.

 

Mit der Einführung des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums für Mädchen stieg die Schülerinnenzahl von Jahr zu Jahr, da dieser Schultyp überraschend gut angenommen wurde.

 

 

Der Neubau

Da damals noch in den Räumen des Klosters unterrichtet wurde und die Schülerinnenzahl weiter stieg – in nur sechs Jahren hatte sich die Zahl auf 900 Schülerinnen verdoppelt – , drängte OStD Friedberger auf einen Neubau, der schließlich auch Alternativer Textvon der Stadt genehmigt wurde. 1968 erfolgt der erste Spatenstich und trotz einiger Probleme war der Bau im September 1970 fertig. Geplant wurde das Gebäude von Architekten Hardt-Waltherr Hämer, der auch das Stadttheater plante und mit diesen beiden Gebäuden zur historischen Stadtachse Kreuztor – Schloss eine moderne Parallele schuf.

Die moderne Schulanlage am Rande der Altstadt wurde als Gesamtkunstwerk gefeiert, das sich harmonisch in die historische Substanz der Stadt einbettet.

Der Donau-Kurier schrieb am 23. Oktober 1970: „Schon so mancher hat beim Anblick des modernen Baues den Wunsch geäußert, wieder zur Schule gehen zu wollen.” Bei der Einweihung beglückwünschte man das Architektenteam zum „großen architektonischen Wurf”.

Im DONAUKURIER vom 23. 10. 1970 heißt es weiter: „Historisch ist nicht nur der Boden, auf dem der Schulneubau steht – darunter befinden sich Reste von Stauanlagen der alten Stadtmauer – , auch die Pflastersteine des Parkplatzes sind es. Sie stammen aus der Moritzkirche und sind Zeugen einer ereignisreichen Vergangenheit.” Weiter heißt es: „Einen Schulhof im althergebrachten Sinn gibt es nicht mehr. Dank der noch vorhandenen großen Bäume trägt er parkähnliche Züge. Zwar geteert, wird er doch aufgelockert durch Büsche und Rasenflächen. Zwei aufgeschüttete Hügel versperren die Sicht auf die anliegende Straße. Kugelleuchten sorgen für das Gefühl, eine Promenade zu begehen. Keine Mauer umgibt das Schulgelände, sondern eine Hecke, die wie eine natürliche Umgrenzung wirkt. Parkbänke bieten sich müden Pausenwanderern an.”

 

Manfred Sack lobt in seinem Buch „Stadt im Kopf” die „ungewöhnliche, polygonale, kantenreiche Figur des Gebäudes, die an einen Bumerang erinnert und einem weit gespreizten V ähnelt”.

Das Kollegstufengebäude

Wegen des starken Schülerzuwachses war die Schule bereits beim Abschluss der Bauarbeiten zu klein und es wurde eine Erweiterung geplant, der Kollegstufenbau, der im Januar 1978 eingeweiht wurde. In dem Bau befinden sich die Zentralbibliothek, ein Labor, drei Klassenräume sowie zwei Verwaltungsräume und seit kurzem die Räume der offenen Ganztagsschule.

 

Doch auch der Neubau reichte bei der stetig steigenden Schülerzahl bald nicht mehr aus. Sinkende Schülerinnenzahlen zu Ende der 70er Jahre führten zur Einführung der Koedukation. Mit Beginn des Schuljahres 1980/81 traten die ersten 37 Jungen ein, so dass neben zwei Mädchenklassen erstmals zwei gemischte Klassen eingerichtet werden konnten. Diese Maßnahme machte natürlich etliche Veränderungen notwendig. Im Bereich des Unterrichts, in Methodik und Didaktik war ein Umdenken nötig. Die Gestaltung des Stundenplans wurde schwieriger, da der Sportunterricht nach Geschlechtern getrennt erteilt werden musste. Die Jungen hatten sich allerdings schnell und gut integriert und brachten viel frischen Wind ans Katharinen-Gymnasium. Ab 1982 bekam die Schule mit der mathematisch-naturwissenschaftlichen Ausbildungsrichtung einen dritten Zweig. Dadurch kam neuer Schwung in das Katherl und die Schülerzahlen stiegen steil nach oben.

 

1986 ging OStD Friedberger in den verdienten Ruhestand. Sein Nachfolger wurde OStD Dr. Stefan Krimm. Er stellt in seiner nur kurzen Amtszeit wesentliche Weichen für die Zukunft. Ende 1989 wurde Dr. Krimm an das Kultusministerium berufen, sein Nachfolger wurde StD Dr. Reinhard Kammermayer. Er stellte die Verwaltung auf EDV um, richtete das erste Rechenzentrum mit 16 hochwertigen Arbeitsplätzen ein und bot den Schülern, zunächst als Wahlfach, erstmals Informatik an. Seiner Meinung nach sollten neben einer soliden Grundausbildung Schwerpunkte der künftigen Ausbildung die Informations- und Kommunikationstechnologie sein.

 

Trotz der insgesamt sehr guten Ausgangssituation waren auch für den neuen Schulleiter neue Probleme zu lösen. Die Schülerzahl nahm weiter zu. Die Höchstzahl lag bei 1443 Schülerinnen und Schüler. Wegen der daraus resultierenden Raumknappheit musste wieder erweitert werden; durch Aufstockung erhielten wir von 1993 bis 1994 insgesamt sieben zusätzliche Räume.

Der Erweiterungsbau

Zum Schuljahr 2003/2004 wurde das achtjährige Gymnasium, das „G8” eingeführt. Für die Schülerinnen und Schüler vermehrte sich der Nachmittagsunterricht. Um eine ausreichende Mittagsversorgung und eine entsprechende Betreuung zu sichern, wurden ein zweiter erweiteter Pausenverkauf, ein neuer Aufenthaltsraum, eine Cafeteria und eine Schülermensa eingerichtet.

 

Aber nicht nur die Schülerzahlen sind gestiegen, auch die Anzahl der Lehrkräfte hat sich mehr als verdoppelt. Im Lehrerzimmer aus dem Jahr 1970 wurde es immer enger. Im Schuljahr 2003/04 wurde es deshalb erweitert, so dass jetzt jede Lehrerin und jeder Lehrer einen Sitzplatz findet.

 

Etliche Jahre später herrschte aber wieder ein eklatanter Raummangel. Dies galt insbesondere für die Fachräume. Je zwei Räume für Physik, Biologie und Chemie waren vor 40 Jahren bei einer Schülerzahl von 531 sicher „üppig” und bei etwa 1000 Schülerinnen in den Folgejahren noch ausreichend. Aber bei über 1400 Schülerinnen und Schüler müssen zahlreiche Physik- und Biologiestunden im Klassenzimmer stattfinden. Außerdem ist im G8 wegen der Klassenteilungen in Intensivierungsstunden und Übungsstunden in Natur und Technik und Informatik der Raumbedarf erheblich gestiegen.

 

Nach gründlicher Prüfung und ausgiebigen Diskussionen genehmigten die Verantwortlichen der Stadt Ingolstadt einen weiteren Erweiterungsbau für das Katharinen-Gymnasium. Im Frühjahr 2011 wurde dieser naturwissenschaftliche Trakt – geplant vom Architekturbüro Stich – eingeweiht. Das zweistöckige Gebäude beherbergt den gesamten Fachbereich Biologie – zwei Säle und ein Übungsraum mit Sammlungsraum – , einen Fachraum für Natur und Technik sowie zwei Klassenzimmer und einen großen Gruppenraum, in dem wieder in normalem Rahmen Lehrerkonferenzen abgehalten werden können. Zudem gibt es einen Computerraum mit 32 Schülerarbeitsplätzen, der nach dem neuesten Stand der Technik ausgestattet wurde.

 

Nach dem Einzug der Biologie in das neue „Life Science Center” wurden in den Folgejahren die bisherigen Biologieräume saniert und den Fachbereichen Chemie und Physik zugeteilt. Auch die in die Jahre gekommenen bisherigen Fachräume der Physik und Chemie wurden renoviert.