Ups. Unser Pendelkörper hat ein Leck, aus dem Tinte tropft.
Die Zeit-Ort-Funktion einer harmonischen Schwingung mit Amplitude \(A\), Schwingungsdauer \(T\) und Startphase \(\varphi_0\) ist eine allgemeine Sinusfunktion: $$y(t)= A \cdot \sin \left( \frac{2\pi}{T} \cdot t+\varphi_0 \right)$$
Die Rückstellkraft \(F_R\) einer harmonischen Schwingung ist entgegengesetzt proportional zur Auslenkung \(y(t)\). Beim Federpendel ist die Proportionalitätskonstante allgemein: Richtgröße die Federhärte \(D\). Es gilt das lineare Kraftgesetz der ungedämpften Schwingung ohne Berücksichtigung von Reibungskräften : $$F_R = -D \cdot y(t) \qquad (1)$$ Mit Newton II \(F=m \cdot a\) ist die auf den Pendelkörper der Masse \(m\) wirkende Beschleunigung \(a\) $$a=\frac{F_R}{m} \qquad (2)$$ (1) in (2) ergibt $$ a = -\frac{D}{m} \cdot y(t) \qquad (3)$$
Und weil die Beschleunigung \(a\) die zeitliche Änderung der Geschwindigkeit \(\dot v(t)\) und die Geschwindigkeit \(v\) die zeitliche Änderung des Ortes \(\dot y(t)\) ist, erhalten wir mit \(a=\dot v=\ddot y\) in (3) die Oszillatorgleichung gewöhnliche, lineare, homogene Differentialgleichung zweiter Ordnung : $$\ddot y(t) = -\frac{D}{m}\cdot y(t) \qquad (4)$$
Die allgemeine Sinusfunktion \(y(t) = A \cdot \sin \left( B\cdot t +C \right)\) ist eine Lösung von (4), denn:
\begin{align} \dot y(t)\, &= \cssId{Step0}{B \cdot A \cdot \cos \left( B\cdot t + C \right)}\\ \ddot y(t)\, &= \cssId{Step1}{-B^2 \cdot A \cdot \sin \left( B\cdot t + C \right)}\\ \, &= \cssId{Step2}{-B^2 \cdot y(t)}\\ \end{align}
Ein Vergleich mit (4) zeigt: \(-B^2\) \(=\) \(-\frac{D}{m}\), also \(B\) \(=\) \(\sqrt{\frac{D}{m}}\).
Der Parameter \(A\) ist die Amplitude der Schwingung, \(C\) der Phasenwinkel \(\varphi_0\) beim Start (\(t=0\)) und mit \(B=\frac{2\pi}{T}\) \(\sin (B \cdot t)\) hat die Periode \(T=\frac{2\pi}{B}\). einerseits und \(B=\sqrt{\frac{D}{m}}\) anderseits erhalten wir: $$\begin{align*} \left. \begin{array}{l l} & B=\frac{2\pi}{T} \\ & B=\sqrt{\frac{D}{m}} \end{array} \right\} \Rightarrow \quad \frac{2\pi}{T}=\sqrt{\frac{D}{m}} \Rightarrow \quad T=\frac{2\pi}{\sqrt{\frac{D}{m}}} \Rightarrow \end{align*} $$
Für die Schwingungsdauer \(T\) eines Federpendels der Masse \(m\) und Federhärte \(D\) gilt: $$T=2\pi \sqrt{\frac{m}{D}}$$
Der analoge Beweis liefert (bei kleinen Auslenkungen) für die
Schwingsdauer eines Fadenpendels der Länge \(l\) bei der Erdbeschleunigung \(g\): $$T=2\pi \sqrt{\frac{l}{g}}$$
Die Sinusfunktion ist also nicht nur ein mathematisches Konstrukt. Sie steckte schon immer in der Natur schwingender Vorgänge. Wieder einmal lüftete die Physik den Schleier des Verborgenen.
Doch der Sinus offenbart noch mehr. Er schlägt eine Brücke zwischen Schwingungen und einer anderen Art von Bewegung — Schwingungen einer höheren Dimension…
erstellt von C. Wolfseher