Der Hammerwerfer zieht an der Kugel und die Kugel am Werfer. Trotz dieser gegenseitigen Anziehung actio gegengleich reactio kommen sich die beiden nicht näher sondern kreisen in konstantem Abstand Die gespannte Schnur zwischen ihnen ist immer gleich lang. mit gleicher Winkelgeschwindigkeit \(\omega\) umeinander.


FISUTV, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

Solange nur die innere Kraft zwischen Werfer \(W\) und Kugel \(K\) wirkt, gilt der Schwerpunktsatz. Beide kreisen um ihren unbeweglichen und unsichtbaren Schwerpunkt. Wegen ihrer unterschiedlichen Massen \(m\) allerdings mit verschiedenen Bahnradien \(r\).

Da die Zentripetalkräfte \(F_Z\) der beiden Kreisbewegungen gleich groß sind, gilt: $$F_{Z,W}=m_W\cdot\omega^2\cdot r_W=m_K\cdot\omega^2\cdot r_K=F_{Z,K}$$ und somit $$m_W\cdot r_W=m_K\cdot r_K \qquad \text{ oder } \qquad \frac{r_W}{r_K}=\frac{m_K}{m_W}$$

Der schwerere Werfer bewegt sich auf einem kleineren Kreis um den Schwerpunkt als die leichtere Kugel.

Ein Stern kommt selten allein.

Sehr interessant. Aber wir wollten doch über Doppelsterne reden. — Tun wir bereits. Ersetze Kugel und Hammerwerfer einfach durch zwei Sterne \(A\) und \(B\) und wir erhalten $$\frac{r_A}{r_B}=\frac{m_B}{m_A} \qquad (1)$$

Natürlich ist zwischen den Himmelskörpern kein Seil gespannt. Die Rolle der Zentripetalkraft übernimmt die Gravitationskraft \(F_G\), die sie wechselseitig aufeinander ausüben. Für ein solches Zweikörpersystem gilt: $$\frac{r^3}{T^2}=G \cdot \frac{m_A + m_B}{4\pi^2} \qquad (2)$$ Darin ist \(r=r_A+r_B\) der Abstand der umlaufenden Sterne(nmittelpunkte), \(T\) ihre Umlaufzeit und \(G\) die Gravitationskonstante $$6,674\cdot 10^{-11}\frac{\text{m³}}{\text{kg}\cdot\text{s²}}$$ .

Die Zentripetalkraft \(F_{Z,A}\), die Körper \(A\) auf seiner Kreisbahn Im allgemeinen Fall einer elliptischen Bahn ist der Radius \(r\) durch die große Halbachse \(a\) zu ersetzen. hält, ist die Gravitationskraft \(F_G\) des Partners \(B\): $$F_{Z,A}=m_A \cdot \omega^2 \cdot r_A = G \cdot \frac{m_A \cdot m_B}{r^2}=F_G \qquad (*)$$

Mit \(r=r_A+r_B\) folgt aus Formel (1) $$\frac{r_A}{r_B}=\frac{m_B}{m_A}$$ : $$r_A \cdot m_A \overset{(1)}{=} \cssId{gelb}{r_B} \cdot m_B = \cssId{gelb}{(r-r_A)} \cdot m_B = r \cdot m_B - r_A \cdot m_B$$ also $$r_A \cdot m_A + r_A \cdot m_B =r \cdot m_B \, \Rightarrow \, r_A=\cssId{blau}{\frac{m_B}{m_A+m_B}\cdot r}$$ in \((*)\): $$m_A \cdot \omega^2 \cdot \cssId{blau}{\frac{m_B}{m_A+m_B}\cdot r} = G \cdot \frac{m_A \cdot m_B}{r^2}$$ und vereinfacht: $$\omega^2 = G \cdot \frac{m_A + m_B}{r^3}$$ Mit der Umlaufzeit \(T\) und \(\omega=\frac{2\pi}{T}\) erhalten wir nach Umstellung Formel (2): $$\frac{r^3}{T^2}=G \cdot \frac{m_A + m_B}{4\pi^2}$$

Für den Fall \(m_A \ll m_B\) können wir \(m_A + m_B \approx m_B\) setzen und erhalten das 3. Keplersche Gesetz, wobei \(B\) der Zentralkörper \(Z\) beispielsweise die Sonne und \(A\) ein ihn umlaufender Satellit \(S\) beispielsweise Planet Erde ist. $$\frac{{r_S}^3}{{T_S}^2}=\text{const.}=G \cdot \frac{m_Z}{4\pi^2}$$ Der Schwerpunkt Baryzentrum ist dann weit zum schwereren \(Z\) hin verschoben. So weit, dass er sogar im Inneren des Körpers liegen kann. Das Um­laufen des Schwerpunkts, die Revolution, sieht dann eher wie ein Taumeln aus.

erstellt von C. Wolfseher