Benoit Mandelbrot

geboren am 20. November 1924


Mandelbrot wurde 1924 in Polen in eine Familie mit akademischer Tradition geboren. Sein Vater verdiente seinen Lebensunterhalt durch Kauf und Verkauf von Bekleidung, seine Mutter war Ärztin. Mandelbrot wurde als Junge von zwei Onkeln in die Mathematik eingeführt.

Die Mandelbrots wanderten 1936 nach Frankreich aus. Benoits Onkel Szolem Mandelbrojt, der Mathematikprofessor im Collège de France und Nachfolger Hadamards war, übernahm seine Ausbildung. Der Einfluss von Szolem Mandelbrojt war sowohl positiv als auch negativ, da er ein großer Bewunderer von Hardy und seiner mathematischen Philosophie war. So er selbst sagte, er könne nun verstehen, wieso Hardy als überzeugter Pazifist gegen die Angewandte Mathematik war, die in falschen Händen während des Krieges zu einem gefährlichen Werkzeug werden könnte.

Mandelbrot besuchte bis zum Anfang des 2. Weltkrieges das Lycée Rolin in Paris. Dann zog seine Familie nach Tulle in Zentralfrankreich. Der Krieg verhinderte einen regelmäßigen Schulbesuch, so dass er sich Vieles selbst beibrachte. Diese ungewöhnliche Ausbildung erwies sich als ein großer Vorteil. Sie erlaubte es ihm, unkonventionell zu denken, und half ihm, einen sehr geometrischen Zugang zur Mathematik zu entwickeln. Seine bemerkenswerte geometrische Intuition und sein Vorstellungsvermögen erlaubten ihm ungewöhnliche Einsichten in mathematische Probleme.

Nach dem Studium in Lyon wurde Mandelbrot an der Ecole Normale in Paris aufgenommen. Er verließ sie allerdings gleich nach dem ersten Tag. Nach sehr gut bestandener Aufnahmeprüfung begann er 1944 an der Ecole Polytechnique zu studieren. Hier hatte Paul Lévy einen starken Einfluss auf ihn. Danach ging Mandelbrot zum California Institute of Technology in den USA und anschließend zum Institute of Advanced Study nach Princeton, wo er von John von Neumann gefördert wurde.

Mandelbrot kehrte 1955 nach Frankreich zurück und arbeitete am Centre National de la Recherche Scientific. Während dieser Zeit heiratete er Aillette Kagan. Die wissenschaftliche Atmosphäre in Frankreich, die stark von der Bourbaki-Schule geprägt war, entsprach nicht seinem Geschmack. So ging er 1958 endgültig in die USA. Hier begann er bei IBM in den berühmten Laboratorien in Yorktown Heights in New York State zu arbeiten.

Bei IBM konnte Mandelbrot sehr vielen interessanten Ideen nachgehen. Er sagte, dass keine Universität ihm solche Freiheit in der Wahl der Forschungsthemen bieten könnte.

1945 zeigte ihm sein Onkel Gaston Julias Arbeit von 1918 und behauptete, dass sie eine ergiebige Quelle interessanter Probleme sei. Aber Mandelbrot zeigte sich nicht interessiert. Er reagierte ablehnend auf Vorschläge seines Onkels, da er meinte, dass sein Zugang zur Mathematik sich grundlegend von dem seines Onkels unterschied. Statt dessen ging er seinen eigenen Weg.

1970 kam Mandelbrot jedoch zur Arbeit von Julia zurück. Er arbeitete inzwischen im Watson Research Center von IBM, wo er zum ersten Mal die Julia-Menge graphisch darstellte. Dazu musste er nicht nur neue mathematische Ideen entwickeln, sondern auch eines der ersten Computerprogramme schreiben, die Graphiken darstellen.

Seine Arbeit veröffentlichte er in seinem Buch "Les objects fractal, forn, hasard et dimension" (1975) und ausführlicher in "The fractal geometry of nature" (1982).

Mandelbrot arbeitete auf vielen Gebieten. Es war eine bewusste Entscheidung in den jungen Jahren, Beiträge zu vielen unterschiedlichen Wissenszweigen zu leisten. Es ist bemerkenswert, dass es ihm mit großem Erfolg tatsächlich gelungen ist. Er war im Laufe seines Lebens Mathematikprofessor in Havard University, Professor für Ingenieurwesen in Yale, Mathematikprofessor an der Ecole Polytechnique, Professor für Wirtschaftswissenschaften in Havard, Physiologieprofessor im Einstein College of Medicine. Seine Vielseitigkeit ermöglichte es ihm, Fraktale überall zu finden: in der Physik, in chaotischen Systemen, in der Wirtschaft, in der Physiologie, in der Biologie.

Mandelbrot erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen, z. B. 1985 die "Barnard Medal for Meritorious Service to Science", 1986 die Franklin-Medaille, 1987 den Alexander von Humboldt Preis, 1988 die Steinmetz-Medaille, 1991 die Nevada-Medaille, 1993 den Wolf-Preis für Physik, 1999 die Ehrendoktorwürde von der Universität in St. Andrews und viele andere.

Referenz:
www-history.mcs.st-andrews.ac.uk/history/Mathematicians/Mandelbrot.html, www.fractal-dome.de/mand.html